Transsexualismus

Transgender, Transsexualität, Trans*, Transidentität... viele Bezeichnungen... und oftmals viele Fragen. Was ist wenn sich ein Mensch in seinem angeborenen Geschlecht bzw. in seinem Körper nicht wohlfühlt?

Ihr Sohn möchte im Kindergarten nur Kleider anziehen und Zöpfe haben. Ihr Sohn möchte in der Grundschule von den Lehrern und Klassenkameraden mit dem Wunsch-Mädchennamen angesprochen werden. Ihre Tochter fängt an sich die Brust abzubinden, die Haare abzurasieren und empfindet es als Qual wenn die Menstruation eintritt.

Die Eltern sind meistens verwirrt, die jungen Menschen können ihre Gefühle schlecht mit eigenen Worten beschreiben und fühlen sich wie gefangen. Sein eigenes Geschlecht einfach bestimmen zu können wäre schön. Geschlechtliche Selbstbestimmung ist hierzulande rein rechtlich nicht möglich. Noch nicht.

Nicht immer besteht der Wunsch eine körperliche Angleichung an das gefühlte Geschlecht vornehmen zu lassen. Nicht immer fühlt man sich ganz als Mann oder ganz als Frau, sondern irgendwo dazwischen. Manchmal besteht eine Verunsicherung bezüglich der Geschlechtsidentitäten nur zeitweise. Einige Menschen entscheiden sich die soziale Rolle des gewünschten Geschlechts zu leben und akzeptieren dabei ihren Körper. Wenn jedoch das Leben im biologischen Geschlecht unaushaltbar wird, entsteht der Wunsch den Körper dem gefühlten Geschlecht anzupassen. Nicht Transidentität selbst ist krankhaft sondern der Krankheitswert besteht aus dem enormen Leidensdruck. Das Outing, das Leben im gefühlten Geschlecht und schließlich die körperliche Anpassung an das Wunschgeschlecht können ein großes Stück Lebensqualität zurückgeben.

Die Hormonersatztherapie sowie die notwendigen Operationen werden von den Krankenkassen bezahlt. Damit die Kosten dafür übernommen werden, ist aktuell die Begleitung und Beratung durch einen Psychotherapeuten notwendig. Er muss differentialdiagnostisch abklären, ob Transsexualismus im Sinne von F64.0 (ICD-10) vorliegt. Die Arbeit des Psychotherapeuten ist eine emotionale Unterstützung, Beratung in rechtlicher und medizinischer Hinsicht und die Begleitung auf dem Weg zum gewünschten Geschlecht. Es ist explizit keine Psychotherapie notwendig, Psychotherapie erfolgt nur dann, wenn die betroffenen Personen Beeinträchtigungen mit Krankheitswert haben (z.B. Soziale Phobie, Generalisierte Angststörung, Depressive Episoden usw.). Der Therapeut fungiert hier auch nicht als Gutachter, wie oftmals fälschlicherweise angenommen, sondern er verfasst ein sogenanntes Indikationsschreiben, das von den Endokrinologen für die Einleitung der Hormonersatztherapie verlangt wird. Gutachten werden nur in Verbindung mit der Vornamens- und Personenstandsänderung erstellt.

Die Beratung und Begleitung von transidenten Menschen stellt einen besonderen Schwerpunkt meiner psychotherapeutischen Arbeit dar. Ich verfüge über jahrzente lange Erfahrung und bin selbst Mitglied bei der dgti.ev (Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität), die deutschlandweit Betroffene unterstützt.